In der Faschingszeit schlüpfen viele Menschen mit Kostümen, Körperhaltung, Mimik und Gestik in neue Rollen. Während es dem einen schwer fällt, in einer Welt voller Kriege, Bedrohung und Leid ausgelassen abzufeiern, ist es für den anderen wie Therapie, sich für ein paar Stunden in eine andere Welt zu tanzen. Mit Körperhaltungen und Bewegungen verändern wir gezielt unsere Gedanken und Gefühle – das ist angewandtes Embodiment und genau darum soll es in unserer Blogreihe diesen Monat gehen.

Was bedeutet Embodiment genau?
Embodiment beschreibt die Wechselwirkung zwischen unserem Körper und unseren psychischen Prozessen. Es geht darum, dass unser Denken, Fühlen und Handeln nicht nur im Kopf stattfinden, sondern eng mit unseren körperlichen Erfahrungen verbunden ist. Jede Botschaft, die wir in unserer Umwelt empfangen, wird zuerst über unseren Körper aufgenommen.

Die wissenschaftliche Grundlage
Die Embodiment-Forschung hat ihre Wurzeln in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie den Kognitionswissenschaften, der Psychologie und der Neurobiologie. Paul Ekman legte schon in den 70er Jahren mit seinen Studien zur Imitation von Gesichtsausdrücken den Grundstein für die Embodiment-Forschung. Eine berühmt gewordene und auch heute noch viel zitierte Studie ist die von Fritz Strack aus dem Jahr 1988.
Er manipulierte die muskuläre Anspannung der Gesichtsmuskeln von Versuchspersonen, indem Studienteilnehmer einen Stift zwischen den Zähnen halten sollten, was die für das Lächeln zuständigen Muskeln aktiviert. Das Ergebnis war, dass die Versuchspersonen Cartoons lustiger einschätzten, als sie den Stift mit den Lippen hielten, was zur Entspannung der Muskeln führte.
Amy Cuddy argumentiert 2012 in ihrem berühmt gewordenen TED-Vortrag, der bisher 26 Millionen mal aufgerufen wurde, dass unsere Körpersprache nicht nur widerspiegelt, wer wir sind, sondern auch beeinflussen kann, wer wir werden. Sie zeigt, dass das Einnehmen von „Power-Posen“ – weite, offene Körperhaltungen – nicht nur unser Selbstbewusstsein stärken, sondern auch unseren Hormonspiegel und unsere Risikobereitschaft beeinflussen kann.

Nicht alle ihrer Ergebnisse konnten in Replikationsstudien wiederholt werden, aber das Grundprinzip, dass wir mit unserem Körper auf unsere Emotionen und Gedanken einwirken können, wurde immer wieder bestätigt: Körper und Seele hängen untrennbar miteinander zusammen und lassen sich nicht, wie es Descartes einmal postuliert hat, trennen.
„Trennung zwischen Körper und Geist“, ein Artikel, der sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigt, findest Du hier.
Foto: wiki