Der Hippocampus von Londoner Taxifahren ist im Vergleich mit anderen Menschen deutlich größer. (Bis heute navigieren diese durch die 58 000 Straßen Londons ohne GPS!) Bei Berufsmusikern ist es das Corpus callosum, die Verbindung zwischen den Hörregionen der beiden Gehirnhälften, die im Vergleich zu Nicht-Musikern auffällig vergrößert ist. Schlaganfallpatienten können plötzlich bestimmte Fähigkeiten wieder lernen, obwohl die Gehirnregion, die dafür zuständig ist, komplett abgestorben ist. Wie ist das physiologisch möglich? Was passiert im Gehirn, wenn wir lernen?
Ein wichtiges Schlagwort ist die „neuronale Plastizität“: Bestimmte wiederkehrende Tätigkeiten, wie das Spielen eines Instrumentes oder Taxifahren, sorgen dafür, dass die Regionen, die durch diese Tätigkeit besonders gefordert werden, sich so vergrößern und verändern, dass man dies im MRT sieht. Sterben synaptische Verbindungen ab, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, dann sind Nachbarregionen dazu in der Lage, bestimmte Aufgaben mitzuübernehmen, und damit die abgestorbene Region zu umgehen.
Vereinfacht gesagt lernen wir dadurch, dass unser Gehirn permanent elektrische Verbindungen zwischen Nervenzellen auf- und abbaut. Genau genommen empfängt jede der rund 100 Milliarden Nervenzellen des menschlichen Gehirns über Bäumchen-artige Fortsätze – sogenannte Dendriten – Signale anderer Zellen, verrechnet diese miteinander und bildet daraus ein eigenes elektrisches Signal, das sie über das fadenförmige Axon zur nächsten Zeile übermittelt.
Diese Übermittlung zwischen Synapsen können verstärkt oder reduziert werden und bilden damit eine Voraussetzung fürs Lernen. Diese neuronale Plastizität bleibt bis ins hohe Alter erhalten.
Übrigens: Durch Wiederholung können wir die synaptische Übertragung verstärken und zwar sowohl durch die Vermehrung der Rezeptoren in der Postsynapse als auch durch eine verstärkte Übertragung der Botenstoffe. Dadurch entsteht eine erhöhte Lernleistung. Sprich: häufiges Wiederholen hilft, Lerninhalte besser zu behalten.
Der Hippocampus ist eine Gehirnstruktur, die neue Inhalte in den Langzeitspeicher überführt. Auch er kann das desto besser, je mehr Wiederholungen es gibt.
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