Über den rosaroten Elefanten

„Denken Sie die nächsten 5 Sekunden bitte nicht an einen rosaroten Elefanten!“

So lautet eine paradoxe Aufforderung in einem psychologischen Experiment.
Und? Ist es Ihnen gelungen? – Wohl kaum – und warum nicht?

Unser Gehirn kann Bilder, Geräusche, Gerüche sehr viel besser verarbeiten als Sprache und logische Verknüpfungen. Das Bild des rosaroten Elefanten entsteht unwillkürlich vor unserem inneren Auge, die semantische Verneinung durch das Wort „nicht“ wird von unserem Gehirn sehr viel später verarbeitet und erzeugt kein Bild, daher wird es von unserem Gehirn viel schwächer bewertet.

Psychologischer Praxistipp 1

Kommunizieren Sie positiv mit Ihrem Gegenüber!
Eine Verneinung zu verwenden, führt paradoxerweise genau zur Kommunikation der gegenteiligen Botschaft.

„Nehmen Sie das jetzt nicht persönlich….“
führt dazu, dass wir uns tatsächlich eher persönlich angegriffen fühlen, weil wir beim Hören dieses Satzes darauf hingewiesen werden, dass die Botschaft nicht nur sachlich gemeint sein könnte.
 
„Ich will Ihnen nicht drohen….“
wird auf jeden Fall als Drohung verstanden.

„Ich will Sie nicht verunsichern….“
führt automatisch zu einer Verunsicherung.

Ein anschauliches Beispiel für die Wirkung der negativen Kommunikation ist das Zitat des früheren Innenministers Thomas De Maizière, der in einer Pressekonferenz 2015 nach dem vereitelten Anschlag auf ein Fußballstadion gesagt hat: „Ich bitte um Verständnis, dass ich diese Fragen nicht beantworten kann –  ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“. Mit dieser negativen Formulierung ist es ihm leider nicht gelungen, die deutsche Bevölkerung nicht zu verunsichern.

Psychologischer Praxistipp 2

Nutzen Sie in Ihrer Kommunikation Bilder, bildhafte Sprache, Körpersprache und Ihre Stimmlage und achten Sie auch auf die Gestaltung der Gesprächsumgebung.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Spruch von Antoine de Saint-Exupéry:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Quelle: Wegner, D. M., Schneider, D. J., Carter, S. R., & White, T. L. (1987). Paradoxical effects of thought suppression. Journal of Personality and Social Psychology, 53(1), 5–13.

Der rosarote Elefant ist ein Sinnbild für eine kleine psychologische Erkenntnis mit großen Auswirkungen auf die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Menschen.