Von Christiane Freihold

Das Riemann-Thomann-Modell

Das Riemann-Thomann Modell bietet einen einheitlichen Rahmen, um menschliche Verhaltenspräferenzen in zwei grundlegende Dimensionen zu beschreiben: Nähe vs. Distanz und Dauer vs. Wechsel. Es geht davon aus, dass Individuen nicht nur einzelne Verhaltensweisen zeigen, sondern systematisch bestimmte Neigungen bevorzugen, die sich in unterschiedlichen Lebens- und Arbeitskontexten zeigen.

Dimension 1: Nähe versus Distanz (Die horizontale Achse)
Die Psychologen Riemann und Thomann stellten fest, dass sich Menschen grundlegend darin unterscheiden, ob sie mehr nach Nähe oder nach Distanz streben. Auf diesem Kontinuum gibt es unterschiedliche Ausprägungen:

Nähe-Streben: Manche suchen wirklich sehr viel Nähe. Ihnen ist der Kontakt mit anderen Menschen wichtig, und sie wollen im „rauschenden Leben und Wirken“ sein.
Distanz-Streben: Andere bevorzugen eher den Rückzug und streben nach Unabhängigkeit und ihrer eigenen Individualsphäre. Sie wählen vielleicht einzelne Freunde aus, mit denen sie intensive, langjährige Beziehungen pflegen.

Obwohl jeder Mensch sowohl das Nähestreben als auch das Distanzstreben in sich trägt, ist die individuelle Ausprägung unterschiedlich und oft nach außen sichtbar. Dieses Verhalten kann sich darin zeigen, wie viel ein Mitarbeiter beispielsweise von seinem Privatleben erzählt, wenn er aus dem Urlaub kommt, oder wie er auf Einladungen zu Team-Events nach der Arbeit reagiert.

Eine zögerliche Reaktion auf solche Events bedeutet nicht, dass jemand nicht teamfähig ist, sondern kann einfach seine stärker ausgeprägte Distanz-Präferenz-Neigung widerspiegeln.

Dieses Wissen zu haben und Verhalten nicht als Ablehnung, sondern als Persönlichkeitsausprägung zu deuten, kann uns als Führungskräfte im zwischenmenschlichen Kontakt sehr helfen und Toleranz fördern.

Dimension 2: Dauer versus Wechsel (Die senkrechte Achse)

Die zweite Achse des Modells behandelt das Spannungsfeld zwischen Dauer und Wechsel:
Dauer-Streben: Manche Menschen haben eine starke Neigung dazu, dass Dinge stabil bleiben, Kontinuität und eine gewisse Routine haben.
Wechsel-Streben: Andere Menschen streben eher danach, stets denWechsel zu suchen, sich zu verändern, Neues kennenzulernen und Langeweile sowie Routinen zu vermeiden.

Dies zeigt sich, indem einige Menschen stets neue Herausforderungen suchen (neues Hobby, neues Reiseziel), während andere feststellen: „Ich habe doch an der einen oder anderen Stelle in meinem Leben etwas Passendes gefunden“ – wie derjenige, der seit sechs Jahren immer ins gleiche Hotel fährt.

Als Führungskraft ist es gut zu wissen, wem der Wechsel leichter fällt und wer möglicherweise mehr Unterstützung benötigt. Es ist wichtig, die Präferenz für Dauer nicht als Widerstand zu missinterpretieren, sondern als Teil der Persönlichkeitsstruktur zu sehen.

Im Folgenden stellen wir euch einen Fragebogen zum Download zur Verfügung, bei dem ihr herausfinden könnt, wie eure Präferenzen in den Dimensionen Dauer und Wechsel bzw. Nähe und Distanz sind.

Foto: Nano Banana

Psycho-Hacks vom rosaroten Elefanten

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Christiane Freihold
Als Psychologin (Diplom) und systemische Beraterin mit Linien- und Beratungserfahrung in mittelständischen Unternehmen, Konzernen und Behörden möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir beruflich und privat neugierig aufeinander bleiben, uns gegenseitig besser verstehen, auf Bedürfnisse des Gegenübers angemessener reagieren und die Welt ein Stück fröhlicher und lebenswerter machen.

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