„Konflikte, schlechte Stimmung, mangelndes Vertrauen und schlechte Absprachen – das sind die Schlagworte, die unser Team von fünf Personen in einem mittelständischen Metallunternehmen leider aktuell am besten beschreibt. Dabei fing die Zusammenarbeit der Mitarbeiter vor einem knappen Jahr sehr motiviert und leistungsstark an. Als Teamleiter stehe ich aktuell vor der Frage, wie ich dieses zerstrittene Team führen kann. Eigentlich ist mein Führungsverständnis kollegial und mir liegt es viel mehr, auf Augenhöhe zu kommunizieren, aber ohne dass ich dirigierend eingreife und klare Vorgaben mache, läuft bei uns im Team zurzeit gar nichts mehr."
Unboxing Psychology – Teamentwicklung
Teamentwicklung läuft in verschiedenen Stufen ab und je nach Stufe verändert sich das adäquate Führungsverhalten. Tuckman hat 1965 die vier Teamentwicklungsstufen dargestellt: Forming – Storming – Norming – Performing. Die erste Stufe „Forming“ ist geprägt von höflicher, aber auch etwas distanzierter Kommunikation. Das Team lernt sich kennen, versucht etwas über die anderen Teammitglieder herauszufinden, ohne schon zu viel über sich selbst zu verraten. Führung findet in dieser Phase hauptsächlich inhaltlich über die Teamaufgabe statt. In der zweiten Stufe „Storming“ geht es zur Sache: Jetzt werden Grenzen markiert und ausgelotet, interne Hierarchien gebildet und über Aufgabenverteilungen gerungen. Neben der inhaltlichen Arbeit kommt nun als Führungsaufgabe die Moderation der Zusammenarbeit und der Teambefindlichkeiten hinzu. In der dritten Stufe „Norming“ wird es allmählich wieder ruhiger und das Team einigt sich auf Normen und Regeln für die Teamzusammenarbeit. Hier kommt der Teamführung eher eine moderierende und begleitende Funktion zu. In der letzten Phase „Performing“ hat sich das Team untereinander und auch in seinen inhaltlichen Aufgaben gefunden und läuft rund….. – bis eine neue Aufgabe, ein neues Teammitglied oder eine neue Rahmenbedingung auftaucht und dann geht es in die nächste Runde der Teamstufen.
Empfehlung für Konfliktlösung in Teams
Feiern Sie Konflikte! Es klingt in Ihren Ohren im ersten Moment vielleicht zynisch, aber Konflikte in einem Team sind etwas Produktives und Positives, denn sie zeigen, dass dieses Team auf dem Weg ist zusammenzuwachsen. „Willkommen in der „Storming“ Stufe!“ In dieser Stufe ist es wichtig, dass Sie Ihr Team nicht alleine lassen. Nachvollziehbares kollegiales Führungsverhalten im Sinne des „Klärt das untereinander – ich will euch da keine Vorgaben machen“ sind in dieser Stufe für das Team eine Überforderung. Das führt in dieser Teamentwicklungsstufe nicht selten zu Strukturlosigkeit oder dem Recht des Stärkeren und damit zu Unzufriedenheit und Abwanderung. Andererseits verhindert ein zu rigides Führungsverhalten mit vielen Vorgaben und von außen gegebenen Regeln eine Entwicklung des Teams in Richtung Eigenverantwortung und Selbstständigkeit.
Das heißt, wir brauchen in dieser Stufe den goldenen Mittelweg: Nehmen Sie Ihr Team an die Hand und moderieren Sie zu klärende Themen, so dass sich das Team seine eigenen Spielregeln geben kann und gleichzeitig lernt, wie es zukünftig selbst mit auftretenden Konflikten umgehen kann. Wichtige Erfolgsfaktoren sind hierbei, dass Sie sich genügend Zeit für die Klärung nehmen, dass Sie eine wertschätzende Grundhaltung dem Team gegenüber vermitteln und klarmachen, dass Konflikte kein Zeichen für ein schlechtes Team, sondern ein Zeichen von Identifikation und Verantwortungsüberahme für die Teamaufgabe sind. Auch teambildende Aktionen wie ein gemeinsames Essen oder kleine Feiern sind in dieser Phase wichtig und hilfreich. Schritt für Schritt werden Sie merken, dass sich das Team weiterentwickelt und sich selbst verbindliche Regeln und Normen gibt. An diesem Punkt können Sie sich sukzessive zurücknehmen und das Team selbstständig agieren lassen.