Von Christiane Freihold

Umgang mit belasteten Kollegen

Wir werden immer wieder gefragt, wie man belastete Kollegen denn überhaupt ansprechen kann. Manchmal gibt es Bedenken, weil man zu sehr in die Privatsphäre des Mitarbeiters eintreten könnte oder weil man Angst vor einer emotionalen Reaktion des Mitarbeiters hat („Nachher fängt er dann noch an zu weinen.“).
Genau aus diesen Unsicherheiten heraus werden sichtbare Belastungszeichen der Mitarbeiter oftmals übergangen. Das ist sehr schade, denn Mitarbeiter in schweren Zeiten zu unterstützen, gehört zu der Fürsorgepflicht jeder Führungskraft und bietet die Chance auf einen intensiven Kontakt und eine stabile Bindung.

Wir haben einen Leitfaden erstellt, der beim Führen solcher Fürsorge-Gespräche hilft:

Wahrnehmen und die eigenen Wahrnehmungen ernst nehmen:

  • Was hat sich an dem Verhalten des Mitarbeiters insgesamt verändert?
  • Wie ist seine Stimmung, seine Körpersprache, seine Gestik und Mimik?
  • Wie haben sich Arbeitsmenge, Arbeitsqualität, Arbeitszeiten verändert?

Das Gespräch suchen:

  • Wahrnehmung schildern
    – „Mir ist aufgefallen“ statt „Du bist zurzeit immer schlecht gelaunt.“
    – „Ich mache mir Sorgen“ statt „Du bist belastet“
    – „Was ist los“ statt „ Hast Du Probleme?“
  • Aktiv Zuhören
    – Blickkontakt, Nicken, ungeteilte Aufmerksamkeit, Zeit haben
    – Nachfragen, in eigenen Worten zusammenfassen, Emotionen benennen
    – Reden lassen, Pausen aushalten, Stille ertragen
  • Konkrete Maßnahmen ableiten
    – „Was brauchst Du?“ statt „eigene Vorschläge“
    – „Wie kann ich Dich unterstützen?“ statt „Wie kann ich Dir helfen?“
    – Verbindlich verbleiben, nächste Schritte definieren und nächsten Termin ausmachen
    – Die eigenen Grenzen wahrnehmen: Wann braucht mein Mitarbeiter professionelle Hilfe? (z.B. bei psychatrischen Erkrankungen, bei Suizidgedanken, bei größeren familiären Problemen, bei Schulden, bei Drogen)

Ein weiteres Gespräch führen

  • „Wie ist es Dir seit unserem letzten Gespräch ergangen?“
  • „Was hast Du konkret unternommen und wie ging es Dir dabei?“
  • „Was hat sich positiv verändert, was hat funktioniert?“
  • „Was hat sich nicht verändert oder ist schlimmer geworden?“
  • „Wie geht es jetzt weiter?“

Gesundheit und Belastungen regelmäßig zur Sprache bringen:

  • In regelmäßigen Mitarbeitergesprächen (z.B. Jahresgesprächen)
  • In Teambesprechungen
  • Vorbildverhalten: Wie gehe ich als Führungskraft mit eigener Belastung um? Komme ich zur Arbeit, wenn ich krank bin? Wie ist die Länge meine Arbeitszeiten und die Anzahl meiner Überstunden?

Ein weiterer Artikel zum Thema Belastung findet ihr im Blog „Belastung- Beanspruchungs- Modell“.

Titelfoto von Tim Gouw von Pexels

Psycho-Hacks vom rosaroten Elefanten

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Christiane Freihold
Als Psychologin (Diplom) und systemische Beraterin mit Linien- und Beratungserfahrung in mittelständischen Unternehmen, Konzernen und Behörden möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir beruflich und privat neugierig aufeinander bleiben, uns gegenseitig besser verstehen, auf Bedürfnisse des Gegenübers angemessener reagieren und die Welt ein Stück fröhlicher und lebenswerter machen.

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